Vegetative Regulationstherapien und Ausleitverfahren

Die Regulationstherapie versucht, einen aus dem Gleichgewicht geratenen Organismus wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
 
Es werden diverse Behandlungsmethoden benutzt, die darauf abzielen, die körpereigenen Kräfte – die Selbstheilungskräfte – anzusprechen und so eine Regulation herbeizuführen. 

 

Reflexzonentherapie

Die Reflexzonentherapie nimmt durch die Reizung bestimmter Hautareale Einfluss auf die zugeordneten inneren Organe. Diese Hautbezirke nennt man Headsche Zonen, nach dem englischen Neurologen Henry Head.
 
Die Behandlungsmethoden sind sehr unterschiedlich – es können thermische, mechanische oder pharmakologische Reize gesetzt werden.
 
Henry Head (1861 – 1940) fand heraus, dass die inneren Organe über Nervenfasern mit Zonen der Haut verbunden sind. So kann die Erkrankung eines Organs Schmerzen und Überempfindlichkeit auf der Haut hervorrufen. Das bekannteste Beispiel ist dafür die Angina pectoris oder der Herzinfarkt mit Ausstrahlungen in den linken Oberarm. Aber auch Veränderungen der Haut, z.B. Narben, können das entsprechende Organ irritieren. 


 
Der Grund für diesen Zusammenhang ist die nervale Versorgung. Dabei werden das Organ und die Hautzone aus demselben Rückenmarkssegment versorgt. Auf Rückenmarksebene findet also eine  Verschaltung statt.
 
Äußert sich eine Störung eines inneren Organs auf der Haut, so spricht man vom viszerokutanen Reflex.
 
Zur Erklärung:

  • viszeral bedeutet die Eingeweide betreffend
  • Kutis ist die Haut
Bindegewebsmassage

Die Bindegewebsmassage (BGM) wurde 1929 von Elisabeth Dicke begründet. Sie wird auch als subkutane Reflextherapie (SRT) bezeichnet, da im subkutanen Bindegewebe (eine Gewebeschicht unter der Oberhaut) behandelt wird.
 
Ziel ist eine Einflussnahme auf die vegetativen Regulationsmechanismen, aber auch auf das Bindegewebe direkt, auf innere Organe und auf den Bewegungsapparat.
 
Störungen in den Bindegewebszonen zeichnen sich nicht durch spontane Schmerzen aus. Sie führen zu einer erhöhten Spannung und einer verminderten Verschieblichkeit. Zugreize oder Striche, die gesetzt werden, rufen ein Schneidegefühl hervor.
 
Als lokale Reaktion einer Bindegewebsmassage tritt eine vermehrte Durchblutung der Haut und des Bindegewebes auf, sowie eine Senkung der Spannung. Darüber hinaus können Reaktionen wie Juckreiz,  Warmwerden von Händen und Füßen, starke 

 

Gua Sha

Gua Sha ist eine traditionelle Behandlungsmethode aus dem ostasiatischen Raum. Die Technik besteht aus einem Pressen und Streichen oder Schaben auf einem eingeölten Teil der Körperoberfläche.

 

Benutzt wird dazu ein Instrument mit einer abgerundeten Kante. Ziel ist, eine Stauung, eine Stagnation an der Körperoberfläche aufzulösen.

 

Bedeutung von Gua Sha im Sinne der Traditionellen ostasiatischen Medizin:

  • Krankheit entsteht durch eine Stagnation von Qi, was in manchen Bereichen zu einer Fülle und in anderen zu einer Leere führt – der ungehinderte Fluss des Qi in den Leitbahnen ist behindert
  • Unter der Haut befindet sich das Cou Li oder Li. Das Cou Li hat eine Begrenzungsfunktion zwischen innen und außen und hier verlaufen die Leitbahnen
  • Zudem ist hier das sogenannte Wei-Qi oder Abwehr-Qi angesiedelt, das ein Eindringen von schädlichen Faktoren verhindert
  • Über die Behandlung wird Einfluss genommen auf die Leitbahnen und somit auf den Qi-Fluss

 

Bedeutung aus westlicher Sicht:

  • Die Technik des Gua Sha wird im Bereich der direkt unter der Haut befindlichen Faszien (Bindegewebsschichten) ausgeführt
  • Beeinflusst wird dadurch die Zusammensetzung der Faszie und deren Flüssigkeitsgehalt (Viskosität), der Lymphfluss, Nerven und innere Organe (über den kutiviszeralen Reflex)

 

Indikationen:

  • Erkältung
  • Fieber
  • Husten und Atemnot, Bronchitis, Asthma, Emphysem
  • Muskel- und Bänderverletzungen, Steifheit
  • Kreislaufschwäche
  • Schmerzen
  • Frauenleiden
  • urologische Probleme
  • Verdauungsprobleme u.a.m.
Schröpfen

Schröpfen ist eine traditionelle Behandlungsform, die bereits in allen großen Medizinkulturen (Ägypten, China, Griechenland, Indien. Mesopotamien) angewendet wurde.

 

Technik: Die Schröpfgläser oder Schröpfköpfe werden direkt auf die Haut aufgesetzt,  ein Unterdruck wird erzeugt.

 

Wirkung:

  • lokal: direkte Behandlung von Verhärtungen, Myogelosen
  • auf innere Organe: Behandelt wird üblicherweise auf dem Rücken, im Bereich der Head-Zonen (Reflexzonen, die über den kutiviszeralen Reflex  mit bestimmten Organen in Verbindung stehen, siehe auch Reflexzonentherapie)

 

Unterschieden wird bei der Behandlung in das trockene und das blutige Schröpfen und in die Schröpfkopfmassage. 

 

Blutegel

Blutegeltherapie ist eine der ältesten Heilmethoden. Blutegel wurden in Europa vor über 2000 Jahren zum ersten Mal therapeutisch eingesetzt. Ihre Wirkung beruht v.a. auf den Stoffen, die in deren Speichel enthalten sind.

 

Wirkungen:

  • schmerzlindernd durch verschiedene Proteinasen und Proteaseinhibitoren
  • entzündungshemmend u.a. durch Egline, Bdelline
  • steigern die Durchlässigkeit u.a. durch Hirudin, Azetylcholin

 

Einsatzmöglichkeiten bei:

  • venösen Stauungen v.a. nach Gewebetransplantationen
  • oberflächlicher Venenentzündung
  • Lymphödem
  • Arthrosen
  • Gelenkschmerzen
  • Ansatzreizungen von Muskeln, z.B. Epikondylitis u.v.a.m.
Neuraltherapie

Die Neuraltherapie ist ein Verfahren aus dem Bereich der Alternativmedizin. Dabei soll durch Anwendung eines Lokalanästhetikums das vegetative Nervensystem beeinflusst werden und – im Gegensatz zu wissenschaftlich anerkannten Lokalanästhesieverfahren – Fernwirkungen entfalten. Die Neuraltherapie wurde von den Brüdern Huneke entwickelt.

 

Neuraltherapie ist ein naturheilkundliches Verfahren. Wir nutzen diese Methode, um Erkrankungen aufzuspüren und Schmerzen, organische Störungen und chronische Entzündungen zu lindern. Dazu spritzen wir ein örtlich wirksames Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum) in spezielle, vorher festgelegte Körperstellen. 

 

 

Die Neuraltherapie stützt sich auf zwei Theorien:

 

Die Störfeldtheorie beruht auf der Vorstellung, dass krankhafte Prozesse, wie Entzündungen, Verletzungen oder Narben in einem Organ Einfluss auf andere Organe haben können. Diese auslösenden Stellen werden auch als Herd, Fokus, Störfeld oder Irritationszentrum bezeichnet.

 

Derartige Störungen kann der Körper für einen kurzen Zeitraum ausgleichen. Bleiben Störherde jedoch langfristig bestehen, können sie letztendlich Beschwerden oder Krankheiten verursachen. Nach der Störfeldtheorie ist es möglich, dass die Krankheiten einer Körperregion ihre Ursache in anderen, auch weiter entfernten Körperregionen haben.

 

Ein aktives Störfeld kann identifiziert werden, indem an entsprechender Stelle ein lokales Betäubungsmittel, zum Beispiel Procain gespritzt wird. Verschwinden die Beschwerden an anderen Körperstellen daraufhin binnen kürzester Zeit (Sekunden), ist das aktive Störfeld identifiziert.

 

Die Segmenttheorie beruft sich auf die Erkenntnis der Nervenverbindungen zwischen den Organen und der Haut. Die Reaktionen jedes Körperabschnitts zeigen sich demnach auf bestimmten Hautarealen, den sogenannten Head-Zonen. Ist die Haut in einer bestimmten Zone sehr empfindlich, kann dies beispielsweise auf eine Erkrankung des damit verbundenen Organs hinweisen.

 

In diesem Fall spritzt der Therapeut ein lokales Betäubungsmittel in jene Hautpartie, die mit dem erkrankten Organ zusammenhängt. Die Störungen kann so gezielt behandelt werden. 

 

Ohrakupunktur

Die Ohrakupunktur ist die wichtigste Behandlungsmethode der sogenannten "Aurikulotherapie", die alle Manipulationen an der Ohrmuschel zu therapeutischen Zwecken beinhaltet. Bei der Ohrakupunktur werden empfindliche Punkte am Ohr mittels Nadelreiz stimuliert.

 

Die Ohrakupunktur in der heutigen Form geht auf den französischen Arzt Dr. P. Nogier zurück. Erst dieser hat die Methode zu einem ausgereiften Therapiesystem entwickelt, das in seiner Vielfalt der Behandlungsmöglichkeiten an die klassische chinesische Akupunktur heranreicht.

 

Die Aurikulotherapie ist eine eigenständige Methode mit der Grundlage, die verschiedenen Ohrregionen bestimmten Körperorganen zuzuordnen. Letztlich lässt sich so der ganze Körper auf die Ohrmuschel projizieren. Diese Projektion des ganzen Menschen auf bestimmte Körperregionen nennt man Somatotopie ("soma" = Körper, "topos" = Ort (griech.)).

 

Da der gesamte Mensch, also Körper, Seele und Geist projiziert werden, sind auch die Behandlungsmöglichkeiten sehr vielfältig. Die bekannteste Somatotopie, neben der Ohrmuschel, macht sich die Fußreflexzonenmassage zunutze. Auch hier projiziert sich der ganze Mensch auf eine Körperregion, den Fuß. Die hauptsächlichen Wirkungen entfalten sich auf den Gebieten:

 

  • Schmerzbehandlung
  • Suchtbehandlung
  • Behandlung von Allergien
  • Muskelentspannende Wirkung
  • Immunstimulierende Wirkung

 

Dadurch kann die Ohrakupunktur bei zahlreichen Störungen eingesetzt werden. 

 

 

Aktuelles

Kinesiologie – Touch for Health für Mensch und Tier Ausbildung am FBZ-vet startet am 19.11.2023

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